ProGesundheit Ausgabe 10, Herbst 2013 - page 11

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Zahngesundheit
Dr. Saskia von Alven und Dr. Matthias Kage
Immer wieder warnen die Medien vor den
Gefahren, doch die Zähne von Kindern blei-
ben allzu oft sich selbst überlassen. Unzu-
reichende Zahnpflege in Kombination mit
dem Konsum von Süßigkeiten und zucker-
haltigen Getränken führt jedoch schnell zu
irreversiblen Schäden, die leider nicht nur
das Milchgebiss sondern auch der gesam-
ten Gebissentwicklung schaden.
Zahnarztehepaar Dr. Saskia von Alven und
Dr. Matthias Kage sind selber Eltern und
haben unter anderem die Kinderzahnheil-
kunde zu einem ihrer Behandlungsschwer-
punkte gemacht.
proGesundheit:
Wie sollten Kinderzähne in
den ersten Jahren gepflegt werden?
Dr. Saskia von Alven:
„Die Zahnpflege von
Kinderzähnen sollte ab dem ersten Zahn
beginnen. Anfangs können die Eltern mit ei-
ner Zahnbürste mit extra kleinem Kopf und
einer Kinderzahnpasta die Zähne putzen
oder einfach vorsichtig das Zahnfleisch des
Babys massieren. Wem die Zahnbürste zu
groß erscheint, kann auch eine spezielle Fin-
gerhut-Zahnbürste benutzen. Wir bieten den
Kindern ein Kinderprophylaxeprogramm an.
Uns ist es wichtig, dass auch schon die Klein-
kinder optimal an die Mundhygiene und die
regelmäßigen Vorsorgebesuche beim Zahn-
arzt herangeführt werden. Wir klären die
Eltern darüber auf, welche Mundhygienearti-
kel und welche Zahnpflege die optimale für
die Entwicklungsstufe ihres Kindes ist. Jede
Altersstufe benötigt eine individuelle Zahn-
pflege. Übrigens übernehmen die gesetz-
lichen Krankenkassen zweimal im Jahr die
Kosten für die Kinderprophylaxe bis zum 18.
Lebensjahr.“
proGesundheit:
Wie putzt man Kinderzähne
richtig?
Dr. Matthias Kage:
„Die Pflege des Zahn-
fleisches, des Zahnfleischrandes sowie der
Zahnzwischenräume kann im Kindesalter
motorisch oft noch nicht umgesetzt wer-
den. Deshalb müssen Eltern es immer wieder
zeigen und gemeinsam mit den Kindern bis
zum Schulalter durchführen. Das Kind sollte
mindestens zweimal täglich mit einer alters-
gerechten Zahnbürste selber putzen. Die
Handzahnbürste ist immer die Zahnbürste
der ersten Wahl. Eine elektrische Kinderzahn-
bürste sollte immer nur unterstützend zur
Handzahnbürste genommen werden und
frühestens ab dem vierten bis fünften Le-
bensjahr, damit die Kinder die unterschied-
lichen Putzmethoden lernen. Die kleinen
Kinder putzen zunächst in kreisenden Be-
wegungen bei geschlossener Zahnreihe.
Ältere Kinder putzen nach der sogenannten
KAI-Methode (Kauflächen – Außenflächen –
Innenflächen).“
proGesundheit:
Wann sollte ein Kind das ers-
te Mal zum Zahnarzt gehen?
Dr. Saskia von Alven:
„Wir empfehlen den
Eltern, ihre Kinder schon ab zweieinhalb
Jahren mit zur Untersuchung zu bringen.
Das erste Mal werden spielerisch alle Zäh-
ne einmal durchgezählt und nachgesehen.
Außerdem führen wir eine spezielle Fluorid-
anamnese mit den Eltern durch und bereiten
die Eltern auf eine optimale Zahnpflege für
die Kinder zu Hause vor. Wir sprechen über
Ess- und Trinkgewohnheiten der Kinder und
versuchen, durch eine umfangreiche Ernäh-
rungsaufklärung der Eltern, den Kindern eine
zahngesunde Ernährung zu ermöglichen.“
proGesundheit:
Was versteht man unter der
Versiegelung von Kinderzähnen?
Dr. Saskia von Alven:
„Die Versiegelung
der Kauflächen mit einem dünnfließendem
Kunststoff ist eine gute Vorsorge gegen Fis-
surenkaries. Sie schließt Fissuren, also die
Vertiefungen der Oberfläche, in denen sonst
Nahrungsreste zurückbleiben können und
dort Schaden anrichten. Die Fissurenversie-
gelung wird an den beiden hinteren Molaren
(dicken Backenzähnen) von den Krankenkas-
sen für Kinder und Jugendliche zwischen 6
und 18 Jahren übernommen.“
Gabriela Teichmann
„
Gesunde Kinderzähne brauchen keinen Bohrer
Der
Kassenanteil
der
gesetzlichen
Krankenkassen bei der
Zahnbehandlung ist in
den letzten Jahren ste-
tig gesunken. Viele Pa-
tienten suchen deshalb
nach Alternativen und
lassen sich im Ausland
behandeln.
Auf der Grundlage des
freien
Dienstleistungs-
verkehrs ist dies in den
Mitgliedsstaaten der EU
erlaubt. Und die Kostenerstattung durch die
eigene gesetzliche Krankenkasse möglich.
Durch die niedrigen Löhne, Mieten und Labor-
kosten vor Ort kann der Zahnersatz in Osteu-
ropa billiger angeboten werden. Klingt nach
Schnäppchens, ist es aber nicht in jedem Fall:
Bei einer Zahnbehandlung im Ausland gibt es
medizinisch Einiges zu bedenken und es dro-
hen versteckte Kostenfallen. Wer im Ausland
einen Zahnarzt aufsucht, gilt dort als Privatpa-
tient, dem auch entsprechende Privatgebüh-
ren in Rechnung gestellt werden. In Deutsch-
land werden dagegen nur „Kassensätze“
erstattet. Auch die eigenen gesundheitlichen
Vorbedingungen sollten bedacht werden.
Da Zahnersatz meist am Ende einer umfang-
reichen Diagnostik und Vorbehandlung des
Zahn-Mund- und Kieferbereiches steht, muss
der Zahnhalteapparat frei von Entzündungen
(Zahnfleischbluten und Zahnfleischtaschen)
sein. Alle Zähne müssen vital oder wurzel-
behandelt sein. Bei schnellem Zahntourismus
bleiben solche Erwägungen meinst unbeach-
tet, denn die Zeit ist zu knapp. Gespart wird
auch oft am verwendeten Material, und wenn
dann nach Jahren herauskommt, dass verwen-
dete Füllstoffe stark palladiumhaltig (Spar-
gold) waren, hat so mancher Patient schon
einen lange Leidensgeschichte hinter sich.
Gabriela Teichmann
„
Billige Beißer: Zahnersatz aus dem Ausland
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