ProGesundheit Ausgabe 10, Herbst 2013 - page 4

4
Schmerzzentrum Celle
Schmerzen sind grundsätzlich etwas sehr
Nützliches. Bei jeder Art von Verletzung des
Körpers oder auch der Seele empfinden wir
mehr oder weniger Schmerzen.
Diese sinnvolle Einrichtung der Natur dient
dazu, unsere Aufmerksamkeit rasch auf
den Ort der Verletzung oder des Schadens
zu richten, einerseits, um eine Behandlung
schnell und ohne weitere Folgeschäden zu
ermöglichen, andererseits, damit wir die
betroffene Region rasch vor weiteren äuße-
ren Einflüssen schützen können.
Nicht selten kommt es aber vor, dass Schmer-
zen länger anhalten, sei es, weil die Ursache
nicht behoben werden kann oder weil weite-
re Einflüsse eine Rolle spielen.
Dann entwickelt sich neben dem körperli-
chen Schaden auch der Schmerz selbst zu
einer chronischen Angelegenheit. Spätestens
zu diesem Zeitpunkt ist aus dem Schmerz
eine eigene Schmerzkrankheit geworden,
die zuerst das Denken und später das ganze
Leben bestimmen kann.
Bis zu 12 Millionen Patienten werden in
Deutschland pro Jahr wegen anhaltender
Schmerzen behandelt. Viele haben eine jah-
relange Suche nach den Ursachen, zahlreiche
Behandlungsversuche und oft auch Opera-
tionen hinter sich. Dabei liegen die Rücken-
schmerzen mit mehr als 70% deutlich an der
Spitze, etwa ein Drittel dieser Patienten läuft
Gefahr, dauerhaft zu chronifizieren.
Von Rückenschmerzen betroffen ist in den
Industrienationen fast jeder Mensch mindes-
tens einmal imLeben, amhäufigstenzwischen
dem dritten und fünften Lebensjahrzehnt.
Pro Jahr entstehen der Allgemeinheit allein
durch Beschwerden der Wirbelsäule bis zu
25 Milliarden Euro an direkten und indirekten
Kosten.
Glücklicherweise heilt die Mehrzahl der aku-
ten Rückenschmerzen innerhalb von vier
Wochen aus. Daher liegt die Einleitung der
Therapie zumindest bei vermeintlich unkom-
plizierten Rückenschmerzen zunächst in Hän-
den des Hausarztes. Dieser entscheidet über
die erste Behandlung und, wenn nach einigen
Wochen doch keine Besserung eingetreten
ist, über die Diagnostik mittels Röntgen oder
MRT. Erst danach sollte eine fachärztliche
Behandlungmit weiterenMaßnahmen einge-
leitet werden.
In diesem Stadium der Rückenschmerzen
behandeln Orthopäden, Neurologen, Physio-
therapeuten und nicht zuletzt Neurochirur-
gen jeweils mit den Mitteln ihres Fachgebie-
tes. Den meisten kann so geholfen werden,
aber einige profitieren selbst von der Behand-
lung durch einzelne Spezialisten nicht.
Und genau hier liegt das Problem: eine fach-
übergreifende Behandlung wäre notwendig.
Dabei erfordert die Koordination der Maß-
nahmen viel Zeit, die die meisten Hausärzte
allein schon wegen der großen Anzahl ihrer
Patienten einfach nicht haben. Aus diesem
Grunde hat die Bundesärztekammer 1996
eine besondere Zusatzausbildung einge-
führt: Fachärztinnen und Fachärzte mit der
Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerzthe-
rapie“ beschäftigen sich hauptsächlich mit
der Behandlung chronischer Schmerzen und
deren Folgen und kennen sich in den ent-
sprechenden Fachgebieten besonders aus.
In Niedersachsen gibt es 38 von den Ärzte-
kammern und kassenärztlichen Vereinigun-
gen zertifizierte Einrichtungen für Schmerz-
therapie, etwa 10% des geschätzten Bedarfs.
Auch in Celle gibt es eines dieser wenigen
Zentren, das unter der ärztlichen Leitung
von Dr. med. Torsten E. Wieden und Dr. med.
Anette Delbrück diese besondere Richtung
anbietet. Beide beschäftigen sich ausschließ-
lich mit der Behandlung von Schmerzen, un-
abhängig von ihrer Ursache oder der Schwere.
„Schmerzerkrankungen nehmen in den letz-
ten Jahren immer mehr an Stellenwert ein“,
so Dr. Wieden, Regionalleiter der Deutschen
Gesellschaft für Schmerztherapie und Au-
tor eines Lehrbuches für Schmerztherapie.
„Besonders Menschen mit Kopf- und Rücken-
schmerzen sehen wir jeden Tag in der Praxis.
Dabei ist es wichtig, die Ursache zu erkennen,
Befunde zusammenzuführen und die bisheri-
gen Behandlungen auszuwerten“.
Das Schmerzzentrum in der Fuhsestraße
führt fast alle Verfahren zur Behandlung von
Schmerzzuständen durch. Neben konventi-
onellen Verfahren wie Medikamenten, Injek-
tionen und Elektrotherapie (TENS) sowie der
Betreuung von Menschen mit implantierten
Schmerzpumpen werden traditionelle chine-
sische Akupunktur, Kälte- und Wärmeanwen-
dungen oder Taping durchgeführt. Darüber
hinaus werden auch Laserbehandlungen z. B.
bei Arthrose oder Fibromyalgie und viele an-
dere Methoden angeboten.
„Wir müssen für jeden Patienten und jede Pa-
tientin neue, individuelle Wege der Behand-
lung finden“, so Dr. Anette Delbrück, ebenfalls
Regionalleiterin der Deutschen Gesellschaft
für Schmerztherapie, „immer in Abstimmung
mit dem Hausarzt, bisherigen Therapien und
den persönlichen Lebensumständen der Be-
troffenen“.
Wenn der
Schmerz
das Denken bestimmt
Schmerzerkrankungen
in Deutschland
Spezielle Schmerztherapie
als Chance
Das Schmerzzentrum in Celle
Kundeninformation
Dr. med. Torsten E. Wieden
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12,13,14,...20
Powered by FlippingBook