ProGesundheit Ausgabe 10, Herbst 2013 - page 3

Burnout & Co.
Gesundheitsmanagement
Klarer Mehrwert
3
Titelthema
Gesund, vital und mit guter Motivation und
Zufriedenheit bis ins Rentenalter bei der Ar-
beit sein ist ein hehres Ziel. Schon seit vie-
len Jahren versuchen Arbeitgeber, durchaus
auch auf politischen und gesellschaftlichen
Druck hin, für gesündere Arbeitsbedingun-
gen zu sorgen. Der gesetzlich verankerte
Arbeitsschutz ist hier eine wichtige Basis.
Doch gesund bei der Arbeit zu sein bedeu-
tet weit mehr als Körperschutz durch die
berufsgemäße Kleidung, Schutz vor schädli-
chen Emissionen, Schadstoffen oder Lärm.
Die körperliche Unversehrtheit am Arbeits-
platz muss gewährleistet sein. Doch auch
die Gesundheit soll geschützt und erhalten
bleiben. Vorbeugend betreiben moderne Ar-
beitgeber Gesundheitsförderung: Sportange-
bote, Rückenschule, Raucher-Entwöhnungs-
trainings oder gesundes Kantinenessen sollen
den Beschäftigten zu einer gesünderen Le-
bensweise verhelfen und den Firmen zu einer
gesünderen Belegschaft. Auch Programme
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf tra-
gen zum Wohlsein und zur Zufriedenheit mit
dem Arbeitsplatz bei. Vitalität bei der Arbeit
zeigt sich eben auch in Motivation, Leistungs-
fähigkeit und Effizienz der Beschäftigten.
Mittlerweile sind nicht nur Gesundheitsförde-
rung und Arbeitsschutz imBlick, sondern auch
der psychischen Gesundheit wird Rechnung
getragen. Burnout, Erschöpfungszustände
oder Depressionen werden seit geraumer Zeit
nicht mehr nur als Randphänomen gesehen.
Immerhin machten 2012 psychische Leiden
(darunter auch Burnout und Depression)
bundesweit über 13 Prozent aller Krankheits-
tage aus. Nur Muskel- und Skelettkrankheiten
(26,3 Prozent) und Atemwegserkrankungen
(14,4 Prozent) verursachten mehr Krankheits-
tage. Die Arbeit am gesunden Arbeiten zahlt
sich für alle Beteiligten aus. Systematisch
und langfristig für die Gesunderhaltung am
Arbeitsplatz zu sorgen, hat auch unter den
Vorzeichen des demografischen Wandels und
der längeren Lebensarbeitszeit gute Gründe.
Außerdem macht man sich als Arbeitgeber
durch Gesundheitsfürsorge und Betriebliches
Gesundheitsmanagement attraktiv.
„Betriebliches
Gesundheitsmanagement“
( BGM) heißt die umfassende Personal- und
Organisationsentwicklungsmethode,
die
nachhaltig für gesunderhaltende Arbeits-
bedingungen sorgen und die Energie und
Leistungsfähigkeit der Beschäftigten schüt-
zen und unterstützen soll. Sie setzt auf meh-
reren Ebenen an und schaut auf das ganze
Unternehmen durch die Brille „Gesundheit“.
Neben der Verhaltensprävention der Gesund-
heitsfürsorge (die das Verhalten der einzelnen
Personen ändern soll) schließt BGM auch die
Verhältnisprävention mit ein und zielt darauf
ab, Arbeitsverhältnisse zu optimieren, Belas-
tungen zu minimieren und die Ressourcen der
einzelnen Beschäftigten sowie der Teams zu
stärken.
„Letztlich bedeutet Betriebliches Gesund-
heitsmanagement eine Veränderung der
Kommunikationsstrukturen im Unternehmen
und ist ein wichtiges Tool der Organisations-
entwicklung“, betont Ute Held, die das Projekt
gesa – gesund arbeiten beim Bezirksverband
Hannover leitet. Neben Mitarbeiterschulun-
gen hat das Projekt auch sehr stark die Fort-
bildung der Führungskräfte im Programm.
In der Stadt Celle besteht ein eigenes „Refe-
rat für Personalentwicklung, Gesundheitsma-
nagement und Arbeitsschutz“. Und in dem
neuen „Celler Netzwerk für gesunde Arbeit“
kommenArbeitgeber, Dienstleister undExper-
ten für gesundes Arbeiten lokal zusammen. In
Peine hat sich die Wirtschafts- und Tourismus-
fördergesellschaft WiTo des Landkreises des
Themas angenommen. Auch in der Privatwirt-
schaft ist Betriebliches Gesundheitsmanage-
ment kein Fremdwort mehr, wenngleich die
nachhaltigen und auf Veränderung abzielen-
den Aktivitäten nicht immer ganz leichtfüßig
umgesetzt werden können.
Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz und
Betriebliches Gesundheitsmanagement tra-
gen tatsächlich langfristig dazu bei, gesund-
heitsförderliche Arbeitsbedingungen herzu-
stellen und die Gesundheit der Beschäftigten
zu erhalten. Auch wirtschaftlich lässt sich ein
„return on investment“ darstellen: Für jeden
in Maßnahmen des Betrieblichen Gesund-
heitsmanagements gesteckten Euro kommen
nach betriebs- und volkswirtschaftlichen Be-
rechnungen zwischen drei bis 16 Euro zurück.
Andrea Hoffmann
„
Gesund am Arbeitsplatz –
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Rücken- und Nackenschmerzen sind häufige Folgen von sitzender Tätigkeit
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